Der anhaltende Krieg zwischen dem israelischen Staat und der Hamas hat verheerende Folgen: Er schürt den Hass auf allen Seiten, nicht nur vor Ort, sondern in der ganzen Welt. Was in der hiesigen Berichterstattung und der medialen Diskussion untergeht, sind Bemühungen von jüdischen und arabischen Israelis und Palästinenser*innen, gemeinsam für Verständigung und einen langanhaltenden Frieden zu arbeiten. Wir wollen daher auf einige Projekte eingehen, die Alternativen zur herrschenden Logik des Gegeneinanders aufzeigen.
In den Projekten des Willy-Brandt-Centers in Jerusalem arbeiten palästinensische und israelische Jugendorganisationen, unsere Schwesterorganisationen in der Region, gemeinsam an Verständigung, Frieden und sozialer Gerechtigkeit. Junge jüdische und arabische Israelis und Palästinenser*innen begegnen sich dabei auf Augenhöhe, lernen sich kennen und Stereotype zu überwinden, um gemeinsame Zukunftsperspektiven zu entwickeln und in ihren jeweiligen Gesellschaften diese Erfahrungen weiterzugeben. Wie jede Gewalteskalation ist auch der aktuelle Krieg ein Rückschlag für die Zusammenarbeit, bereits überwundene Hürden stehen wieder mitten im Raum. Angesichts der Gewalteskalation werden gemeinsame Themen in den Hintergrund gedrängt. Der Druck aus den eigenen Gesellschaften auf die Projektpartner*innen ist groß, da erwartet wird, klar Stellung für die „eigene Seite“ zu beziehen. Trotz dieser schwierigen Umstände gehen die Kooperationen weiter, denn die langjährige Zusammenarbeit im Willy-Brandt-Center hat auch gezeigt: Frieden hat nur eine Chance, wenn Vorurteilen und Diskriminierung die Grundlage entzogen wird und durch Dialog gegenseitiges Verständnis aufgebaut wird. Genau dazu leisten die Projekte einen wichtigen Beitrag.
Ein anderes Beispiel ist das jüdisch-arabische Zentrum für den Frieden der Bildungsstätte Givat Haviva im Norden Israels, das eng mit unserer Schwesterorganisation HaShomer HaTzair verbunden ist. Hier treffen sich jüdische und arabische Jugendliche zu gemeinsamen Seminaren, in denen durch gemeinsame Projektarbeit gegenseitige Vorurteile überwunden und eine Grundlage für Freundschaft und Verständnis geschaffen werden. Nach der Ermordung von vier Jugendlichen im Juni und Juli 2014 veranstaltete Givat Haviva gemeinsam mit den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden Friedensdemonstrationen, bei denen mehrere hundert jüdische und arabische Israelis gemeinsam gegen die sich ausbreitende Gewalt demonstrierten. Außerdem lud die Bildungsstätte im Projekt „Neighbours for Peace“ Eltern ein, um darüber zu diskutieren, wie mit Kindernund Jugendlichen über den Konflikt gesprochen werden kann.
Solche Projekte und ihre Reaktion auf den aktuellen Konflikt machen Mut und Hoffnung darauf, dass Krieg und Gewalt in der Region nicht unausweichlich sind. Ihre Arbeit zeigt, dass es auch in Zeiten des Krieges Menschen gibt, die sich nicht widerspruchslos in ein Freund-Feind-Denken einfügen wollen, sondern weiter an einer gemeinsamen friedlichen Lösung des Konfliktes arbeiten.
Wir sind besorgt darüber, dass auf beiden Seiten rechte und fundamentalistische Kräfte breiten Zuspruch finden, während die Menschen, die sich um einen nachhaltigen Frieden bemühen, als „Verräter*innen“ diskreditiert werden. Gerade darum bleiben wir bei unserer doppelten Solidarität mit Israel und Palästina, mit allen, die sich für gegenseitige Akzeptanz, Solidarität und Frieden einsetzen.
Mehr über die Arbeit des Willy-Brandt-Centers erfahrt ihr hier und hier.
Den Beschluss der Bundeskonferenz 2013 zur doppelten Solidarität mit unseren israelischen und palästinensischen Genoss*innen könnt ihr hier nachlesen.
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