In seiner Sitzung vom 24.09.2014 hat sich der Stadtjugendring Hannover nochmals ausführlich mit den geplanten Kürzungen der jugendverbandlichen Arbeit für das Stadtgebiet Hannover auseinandergesetzt und nachfolgende Erklärung beschlossen:
„Die Mitgliedsverbände des Stadtjugendrings Hannover e. V. reagieren bestürzt und mit Unverständnis auf das Haushaltssicherungskonzept (HSK IX) der Stadtverwaltung: Dies ist der Weg, Kindern und Jugendlichen und der Jugendarbeit der Stadt nachhaltig zu schaden.
Nach sehr kurzer Vorankündigung und völlig überraschend haben Oberbürgermeister und Kämmerei im Rahmen von HSK IX den Vorschlag eingebracht, in wesentlichen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit der hannoverschen Jugendverbände 400.000 € einzusparen. Dies entspricht 40 % des entsprechenden Ansatzes.
Der Stadtjugendring und die in ihm zusammengeschlossenen 30 Verbände und Initiativen reagieren bestürzt und mit großem Unverständnis.
Streichungen in dieser Höhe können nur direkt an den Verbandszentralen / Geschäftsstellen der Jugendverbände und den pädagogischen MitarbeiterInnen der Verbände ansetzen.
Damit wird die Verbandsarbeit ins Mark getroffen“, sagt Meike Andres, Evangelische Jugend und stellv. Vorsitzende des Stadtjugendringes. „Die Streichung zerstört einen wesentlichen Teil der Infrastruktur der Verbände“, so Andres.
Andere VertreterInnen des größten Zusammenschluss von Kindern und Jugendlichen in Hannover bemängeln die Art und Weise des Vorgehens der Stadtverwaltung.
„Die Stadt propagiert an anderen Stellen den Dialog mit den BürgerInnen, das gemeinsame Ringen um Fragen und deren Beantwortung. Dies ist hier nicht erfolgt, mit uns ist nie gesprochen worden“, sagt Ralf Tietge, der Geschäftsführer der Falken.
„Auch sogenannte fette Jahre, wie sie vom Kämmerer gerne apostrophiert werden, hat es für uns nie gegeben“, ergänzt Bettina Karch, Bildungsreferentin des Jugendverbandes der Evangelischen Freikirchen und stellv. Vorsitzende des SJR, in einer Stellungnahme.
Es ist im Gegenteil so, dass die Verbände real in den letzten Jahren schon gespart haben, weil sie alle Steigerungen im Tarifgefüge ihrer MitarbeiterInnen und der Inflationskosten selbst ausgeglichen haben. Eine in 2013 erfolgte Zuwendungserhöhung um 3 Prozent gleicht selbstverständlich nicht die Jahre ohne Inflationsangleichung aus.
Nach all diesen sowieso schon mageren Jahren setzt die Verwaltung die Axt an den Stamm der Jugendverbandsarbeit: Die pädagogischen MitarbeiterInnen und BildungsreferentInnen, deren Stellen zur Disposition stehen, leisten wichtige pädagogische Arbeit.
Sie begleiten Freizeiten, Seminare, JugendleiterInnenaus- und fortbildungen, internationale Begegnungen, Zeltlager und beraten die vielen ehren- und nebenamtlichen MitarbeiterInnen in der Kinder- und Jugendarbeit. Sie koordinieren und unterstützen die leitenden ehrenamtlichen Gremien der Jugendarbeit.
Sie arbeiten den ehrenamtlichen Vorständen in pädagogischen und konzeptionellen Fragen zu und entwickeln mit ihnen Ideen für die Anforderungen entsprechender Projekte.
Bei allen Experten ist unstrittig, dass die Arbeit der Jugendverbände generalpräventiv ist und hilft, erhebliche Mittel im Bereich der Hilfen zur Erziehung (HZE) und im Jugendstrafvollzug zu sparen. Die Arbeit der Jugendverbände in Hannover fördert soziale Gerechtigkeit und den Ausgleich zwischen unterschiedlichen Kulturen und Ethnien.
Maßnahmen und Einrichtungen der Jugendverbände fördern die sozialen Kompetenzen von Tausenden von Kindern und Jugendlichen in dieser Stadt und leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur außerschulischen Bildung.
Nicht zuletzt sind diese MitarbeiterInnen für die Stadtverwaltung ein nachhaltig verlässliches Gegenüber in verwaltungstechnischen Fragen und Förderungsvorgängen, immer erreichbar und kompetent reagierend. Die Stadt kann sich auf die Zusammenarbeit mit den Verbänden und dem Stadtjugendring verlassen.
Wer hier mit Streichungen ansetzt, tut dies nicht aus vermeintlich finanzpolitischer (wir müssen sparen, egal wo und wie) Not heraus, sondern aus sozialpolitischem Kalkül. Wer immer sich diesen Streichungsvorschlag ausgedacht hat, will die Kinder- und Jugendarbeit nach und nach vollständig zerstören, um dann am Ende ihre Bedeutungslosigkeit zu beklagen.
Innerhalb der HSK-Tabelle ist dieser Streichungsvorschlag mit dem höchsten Einzelposten bedacht. Im Gegensatz zu allen anderen Einzelposten, wird er nicht erklärt oder in seinen Auswirkungen beschrieben. Es heißt dort nur lapidar: „Reduzierung der Förderung der Jugendverbandsarbeit und des Stadtjugendrings Hannover e. V.“.
Dies passt auf eigenartige Weise auch nicht zur Haushaltsrede von Stefan Schostok, in der er von der Überprüfung mancher Felder zugunsten neuer Felder, die eingerichtet werden sollen, spricht.
Hier ist nichts überprüft und reflektiert worden. Es geht dabei auch nicht um sogenannte freiwillige Leistungen, wie an manchen Stellen suggeriert wird, sondern um Pflichtaufgaben, wie sie im KJHG/SGB VIII beschrieben sind. Nicht ohne Grund schützt das KJHG die Arbeit der Jugendverbände und stellt sie explizit in einen zu fördernden Zusammenhang – nicht zuletzt um die Pluralität der Kinder- und Jugendarbeit sicherzustellen, welche ein Garant für eine demokratische Gesellschaft ist.
Leiden werden darunter alle Kinder und Jugendliche dieser Stadt, denen Schmuckplatten in der City bzw. vor dem Rathaus oder polierte Betonfassaden an Museen für ihr Aufwachsen in dieser Stadt bedauerlicherweise sehr wenig nützen.
Der Stadtjugendring ist erschüttert über diese Diskrepanz.“
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