von Cos Tözen
Am 5. November hat der Bundestag die Einführung des Betreuungsgeldes beschlossen, was in unseren Augen eine bildungs-, familien- und arbeitsmarktpolitische Katastrophe ist!
Bildung fängt bereits im Kleinkindalter an, denn Kinder brauchen den Kontakt mit Gleichaltrigen, um im Miteinander soziale Regeln zu verinnerlichen und voneinander zu lernen. Die Prozesse der Sprach-, Motorik- und Sozialentwicklung, die Grundlage für alle weiteren Bildungsprozesse darstellen, werden nicht im Laufe eines Reifungsprozesses automatisch erworben – diese Auffassung stammt aus dem vorletzten Jahrhundert und wir lehnen sie daher ebenso konsequent ab, wie das veraltete Frauen- und Familienbild, das hinter dem Betreuungsgeld steht!
Daher fordern wir eine sinnvolle Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz ab dem 2. Lebensjahr, so dass alle Kinder in den Genuss qualifizierter frühkindlicher Bildung kommen. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung über das Betreuungsgeld in Finnland, Norwegen und Schweden zeigt, dass unter den LeistungsempfängerInnen Frauen mit geringer Bildung, niedrigem Einkommen und Migrationshintergrund überrepräsentiert sind. Gerade die Kinder, die in besonderem Maße von dem Besuch einer Kita profitieren würden, werden durch das Betreuungsgeld davon ferngehalten.
Wenn Integration und Bewältigung des Fachkräftemangels in dieser Gesellschaft nicht leere Phrasen bleiben sollen, dann müssen Defizite in der Sprachentwicklung aufgefangen werden, bevor sie sich verfestigen und zu dauerhafter Benachteiligung in Bildung und Ausgrenzung aus Teilen der Gesellschaft führen.
Ein gesetzlicher Anspruch auf einen Krippenplatz ist eine gutes Mittel, um Mütter einen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen – bei Vätern stellt sich dieses Problem eher selten. Gerade Empfängerinnen von Sozialleistungen bietet sich auf diese Weise die Chance, (wieder) selbständig für den Lebensunterhalt sorgen zu können und obendrein Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen. Die Entlastung der Sozialkassen wäre enorm und würde die Investitionen in den Ausbau der Kita-Plätze auch wirtschaftlich rechtfertigen. Stattdessen wird mit dem Betreuungsgeld in den gegenteiligen Effekt investiert, was jedweder Vernunft widerspricht!
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